Vitali Dalke mit Herbstwaller

Herbstfischen auf Wels am Stadtkanal

Vitali Dalke
Herbstfischen

Die Wettervorhersage versprach mildere Temperaturen, und Wadim und ich konnten nicht widerstehen. Es war Mitte Oktober, und nach der langen Kälteperiode gab es endlich wieder wärmere Tage. Kurzerhand beschlossen wir, spontan für ein paar Tage zu einem uns bereits bekannten Kanal im Stadtgebiet aufzubrechen.

Nach der Ankunft schlugen wir schnell unser Lager auf und bereiteten die Angelausrüstung vor. Wadim wollte versuchen, einen Karpfen zu fangen, während ich auf den nächsten bärtigen Räuber hoffte. Noch vor Einbruch der Dunkelheit gelang es uns, ein paar Brassen zu überlisten.

Eine Grundrute mit Unterwasserpose und Köderfisch legte ich in 15 Metern Entfernung der Unterwasserkante aus. Die zweite Welsrute brachte ich mit dem Boot ans gegenüberliegende Ufer und befestigte die "Spannmontage" an einem aus dem Wasser ragenden Baum.

Abspannen auf Wels am Kanal

Das Nachtangeln auf Wels

Der Abend brach sehr schnell herein. An der Wallerrute mit der Unterwasserpose gab es zwei Bisse, aber ich konnte keinen Fisch haken. Vielleicht haben sich auch Zander am Köderfisch zu schaffen gemacht. Wir saßen mit Wadim am Ufer, „werkelten“ an unseren Feederruten herum und zogen immer wieder Brassen aus dem Kanal. Ich "orakelte" wie immer, dass es um 19 Uhr einen Biss geben würde, lag aber falsch. „Na dann, wie üblich, um 23:00 Uhr, plus oder minus 20 Minuten“, sagte ich gähnend.

Wir gingen ziemlich früh schlafen. Mitten im Schlaf hörte ich das Klingeln des Glöckchens. Langsam öffnete ich die Augen, noch nicht ganz bei mir, was eigentlich passierte. Nach einem Moment wusste ich, wo ich war: Die Rute mit der "Spannmontage" bog sich stark durch und schnappte immer wieder zurück. Es war klar, dass der Wels nicht in der Lage war, die Reißleine zu zerreißen. Ich sprang von der Karpfenliege auf, schnappte die Welsrute und setzte den Anhieb! Am Ende der Schnur spürte ich einen kräftigen Widerstand.

Ein paar Minuten später zappelte im Licht der Taschenlampe ein kleiner Wels. Nach Augenmaß war er etwa 140 cm lang! Da ich dieses Jahr kaum auf ernsthafter Wallerjagd war, hat mich dieser "Teenager" sofort wachgerüttelt. Ich war wirklich froh! Zumal der größte Fisch, den ich im Sommer in diesem Kanal gefangen hatte, nicht größer als 120 cm war. Die Uhr zeigte 22:57 Uhr.

Vitali Dalke mit einem Herbstwaller

Im Regen

Ich wälzte mich die ganze Nacht hin und her, schlief erst gegen Morgen ein und verschlief bis 10 Uhr. Der Morgen war, wie der ganze folgende Tag, sehr unfreundlich: Es regnete ununterbrochen! Der Wind flaute ab und zu ab, nur um dann wieder so stark aufzufrischen, dass er auf dem nicht allzu breiten Kanal Wellen mit Schaumkronen erzeugte.

Eisvogel im Regen bei der Welsrute

Wir mussten den ganzen Tag im Zelt verbringen, uns langweilen und uns über verschiedene Themen unterhalten. An der Grundrute mit der Unterwasserpose gab es den ganzen Tag über drei Bisse, aber wieder ohne Erfolg. Vielleicht lag es daran, dass ich keinen Stein mit Reißleine als Gewicht benutzt, sondern eine Laufmontage mit Blei verwendet hatte. Höchstwahrscheinlich bissen aber auch andere Raubfische oder ganz kleine Welse. Endlich, in der Dämmerung, ließ der Regen nach. Ich nutzte die Pause und fuhr schnell zwei Ruten aus. Diesmal waren beide Abgespannt.

Abspannmontage auf Wels am Kanal

Die erneute Nachtjagd auf Wels

Obwohl wir den ganzen Tag nur gesessen und gelegen hatten, wurden wir, kaum dass es dunkel wurde, wieder schläfrig und gingen in unsere Zelte. Es war eine sternenklare Nacht, der Wind hatte sich gelegt, und die Stille wurde nur vom Lärm der Autobahn und der Stadt unterbrochen, die hinter der Baumreihe auf beiden Ufern des Kanals lagen. Obwohl überall Zivilisation ist, hat das Fischen in der Stadt doch eine gewisse Romantik.

Ночная рыбалка в черте города на канале

Ich schlief unruhig und wachte bei jedem Rascheln auf. Bis ein Uhr nachts gab es drei "Attacken" von Welsen und ein paar vorsichtige Bisse an einer der Ruten. Wahrscheinlich waren es kleine Welse. Zum Glück riss die Reißleine nicht, und der Köderfisch blieb am Haken. Dann wurde es still, und ich schlief endlich fest ein.

Ich wurde durch ein charakteristisches, scharfes Geräusch geweckt, als das Glöckchen auf den Rutenblank schlug! Ich sprang blitzschnell aus meinem Zelt und sah, dass sich die Welsute aufgerichtet hatte und die Schnur durchhing! Ich kurbelte schnell die lose Schnur ein, spürte den Widerstand und setzte den Anhieb! Am Ende der Schnur spürte ich eine unglaubliche Schwere! Aber das dauerte nur ein oder zwei Sekunden – der Fisch war ausgeschlitzt! Anhand des Bisses und des Gefühls nach dem Anhieb war mir klar, dass der Gegner nicht klein gewesen war. Ich sah auf die Uhr: Es war 3 Uhr morgens.

Der Kampf mit einem wohlgenährten Wels

Mein Schlaf war nur von kurzer Dauer, denn ich hörte wieder das vertraute Klingeln. Ich öffnete die Augen und sah, wie sich die Rute zu einem Bogen bog und dann abrupt zurückschnellte: Die 0,40 mm dicke Reißleine war gerissen! Mit einem sofortigen Anhieb spürte ich diese angenehmen, kräftigen Schläge aus der Tiefe!

Mein Gegner war alles andere als schwach und brachte mich ins Schwitzen, als er immer wieder an die Oberfläche stieg, um mit seinem Schwanz auf die Wasseroberfläche zu schlagen! In der Zwischenzeit war Wadim eingetroffen. Am Ufer gab der Wels keineswegs auf! Er schüttelte den Kopf, schlug mit dem Schwanz und ließ sich von Wadim nicht am Kiefer fassen! Am Ende schlug der Wels, wie mit Absicht, mit seinem breiten Kopf gegen das Schlauchboot und stach es mit dem Haken durch! Er war kein Riese, aber überraschend wohlgenährt und mit einem unglaublich breiten Rücken.

Ich maß ihn nicht, um dem Fisch nicht unnötigen Stress zuzufügen. Die Uhr zeigte 5 Uhr morgens. Ich fuhr keine weiteren Montagen aus. Es reichte mir, die Bestätigung zu haben, dass der Ort und die Taktik richtig gewählt waren! Ich war mit diesem Ergebnis sehr zufrieden.

Wels gefangen am Kanal im Herbs

Beide Welse wurden wie immer freigelassen. Nach ihrer Konstitution zu urteilen, herrschen im Kanal alle Bedingungen, um zu großen Exemplaren heranzuwachsen und gesunden Nachwuchs zu zeugen. Und so habe ich mir ein neues Ziel gesetzt: einen wirklich großen Wels in diesem unscheinbaren Kanal zu fangen, der mitten im städtischen Trubel fließt. Kaum einer der Passanten ahnt, welche Abenteuer man direkt vor ihren Häusern erleben kann.

Vitali Dalke mit einem Wels den er im Kanal gefangen hatte

Petri Heil!

Vitali Dalke

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